Gehörlosen-Komödie
Paula Bélier hat ein grosses Talent: Sie kann singen, und wie. Eine Karriere in Paris liegt in Griffweite. Aber zuerst muss die 16-jährige Bauerntochter ein paar Hürden überwinden. Die schwierigste: Mutter, Vater und Bruder sind gehörlos - Paula ist als Hörende ihre Gebärden-Dolmetscherin und somit der Draht der Familie zur Aussenwelt
Das ist die Ausgangslage der französischen Erfolgskomödie La famille Bélier.
Familie Bélier, links Paula. Quelle: cdn.im6.fr
Kritiker schreiben, der Streifen habe erhebliche Schwächen im Handlungsaufbau. Ja, das stimmt. Trotzdem empfehle ich ihn unbedingt. Gut, ich bin da mit meinen Gehörproblemen vielleicht etwas voreingenommen. Aber ich habe auch Argumente. Hier:
1) Papa und Mama Bélier sind als Figuren gut herausgearbeitet. Mama Bélier ist überkandidelt, ich-bezogen, kurz, keine gute Mutter. Halleluja! Einmal eine behinderte Frau, die der Welt kein leuchtendes Vorbild sein muss! Eines Abends, heftig angesäuselt, gebärdet sie zu ihrer Tochter: "Als Du zur Welt kamst und sie mir sagten, dass Du hörst, habe ich so geweint! Ich habe Hörende nie ausstehen können." Hier, an dieser Stelle, schimmert mitten im ganzen Komödien-Klamauk die potenzielle Tragik dieser Familienkonstellation auf. Man versteht, warum Paula sich zunächst für ihre schöne Stimme schämt. Man sieht an der Geschichte auch etwas Exemplarisches - ähnliche familiäre Verstrickungen erleben ja nicht nur die hörenden Kinder von tauben Eltern. Sondern - nur zum Beispiel - auch Töchter und Söhne von Alkoholikern. Gut, dass das Mädchen einen wirklich patenten Vater hat.
2) Der Film behauptet, dass Taube ehrlich, direkt und sehr sinnlich sind. Da ist etwas Wahres dran, auch wenn der Film es für meinen Geschmack zu stark überzeichnet. Ich erlebe das selber im Umgang mit meinen schwerhörigen Bekannten. Körpersprache, auch Slapstick, spielen bei uns eine wichtige Rolle. Das ist oft spassig - und dass Leute mit Hörproblemen auch Spass haben können, darf man ja ruhig einmal im Kino sagen.
Ich habe mich bloss gefragt: Warum muss man immer und überall betonen, dass Menschen mit schlechten Ohren guten Sex haben? Und: Gibt es in Frankreich auf dem Land noch keine Cochlea-Implantate?
Das ist die Ausgangslage der französischen Erfolgskomödie La famille Bélier.
Familie Bélier, links Paula. Quelle: cdn.im6.fr
Kritiker schreiben, der Streifen habe erhebliche Schwächen im Handlungsaufbau. Ja, das stimmt. Trotzdem empfehle ich ihn unbedingt. Gut, ich bin da mit meinen Gehörproblemen vielleicht etwas voreingenommen. Aber ich habe auch Argumente. Hier:
1) Papa und Mama Bélier sind als Figuren gut herausgearbeitet. Mama Bélier ist überkandidelt, ich-bezogen, kurz, keine gute Mutter. Halleluja! Einmal eine behinderte Frau, die der Welt kein leuchtendes Vorbild sein muss! Eines Abends, heftig angesäuselt, gebärdet sie zu ihrer Tochter: "Als Du zur Welt kamst und sie mir sagten, dass Du hörst, habe ich so geweint! Ich habe Hörende nie ausstehen können." Hier, an dieser Stelle, schimmert mitten im ganzen Komödien-Klamauk die potenzielle Tragik dieser Familienkonstellation auf. Man versteht, warum Paula sich zunächst für ihre schöne Stimme schämt. Man sieht an der Geschichte auch etwas Exemplarisches - ähnliche familiäre Verstrickungen erleben ja nicht nur die hörenden Kinder von tauben Eltern. Sondern - nur zum Beispiel - auch Töchter und Söhne von Alkoholikern. Gut, dass das Mädchen einen wirklich patenten Vater hat.
2) Der Film behauptet, dass Taube ehrlich, direkt und sehr sinnlich sind. Da ist etwas Wahres dran, auch wenn der Film es für meinen Geschmack zu stark überzeichnet. Ich erlebe das selber im Umgang mit meinen schwerhörigen Bekannten. Körpersprache, auch Slapstick, spielen bei uns eine wichtige Rolle. Das ist oft spassig - und dass Leute mit Hörproblemen auch Spass haben können, darf man ja ruhig einmal im Kino sagen.
Ich habe mich bloss gefragt: Warum muss man immer und überall betonen, dass Menschen mit schlechten Ohren guten Sex haben? Und: Gibt es in Frankreich auf dem Land noch keine Cochlea-Implantate?
diefrogg - 29. Apr, 15:14
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks