Extravagante Baronin
Die Frau auf diesem Bild hatte ein stürmisches, ein tragisches Leben. Mit 29 heiratete bereits zum dritten Mal. Ich begegnete ihr während unserer Sommerferien im Tessin. Die Reise scheint Welten weit weg, aber die Frau ist mir in Erinnerung geblieben.
(Quelle: ticinarte.ch)
Es ist Antoinette de St. Léger, geborene Antonietta Bayer, eine Dame aus dem russischen Hochadel. Ihre Biographie ist aufs Engste mit der Geschichte der Brissago-Inseln verknüpft. Dass sie ein Paradies der Wärme und der kraftvollen Farben sind, das verdanken sie auch ihr.
(Bild oben links von mir, Rest von Herrn T.)
Madame kam 1885 mit ihrem dritten Gatten, Baron Richard Fleming de St. Léger, in die Schweiz. Er hatte etwas, was sie bislang nicht gehabt hatte: Geld. Damit kauften die beiden die kleinen Inseln im Lago Maggiore. Der Spiegel schreibt 1949, die zwei idyllischen Fleckchen Erde seien einst der Liebesgöttin Venus geweiht gewesen. Im armen und stockkatholischen Tessin des 19. Jahrhunderts hatte aber niemand Zeit für Venus. Das Land gehörte einem Kloster. Es gab dort nur Mücken und Trümmerhaufen. Doch das adlige Paar sah Potenzial für die Verwirklichung eines Hobbys von Monsieur: der Botanik. Die Brissago-Inseln sind ein ideales Plätzchen für tropische Gewächse. Es gibt dort fast nie Frost. Fortan liessen sich die beiden Pflanzen aus aller Herren Länder heranschiffen.
Aber Madame interessierte sich nicht nur für Blumen. Sie betrieb auch hoch spekulative Geschäfte - und verlor viel Geld. Das war laut Wikipedia der Grund, weshalb der Baron zwölf Jahre später die Ehe mit ihr kappte und sich nach Neapel absetzte. Blogger Paul Doolan legt nahe, dass auch die unersättliche Begierde der Baronin nach erotischen Abenteuern zur Zerrüttung der Ehe beigetragen habe. Schade, dass er keine Quellen nennt.
Wie dem auch sei: Madame blieb auf den Inseln und wurde zur beliebten Gastgeberin der künstlerischen Avantgarde: Rainer Maria Rilke, Giovanni Segantini und James Joyce waren bei ihr zu Besuch. Letzterer kam 1919 und war laut Blogger Doolan not amused über Madame. Sie habe sieben Ehemänner zu Grabe getragen, ohne ihnen eine Träne nachzuweinen, soll er geschrieben haben.
Wahrscheinlich hätte er das alles anders gesehen, wenn die Baronin noch jünger gewesen wäre. Aber ihre besten Tage waren vorbei. Sie soll noch wunderschöne Puppen fabriziert haben - aber sie war halt schon 53 und fast pleite. Ihre Prozessierfreudigkeit und - wahrscheinlich - der Tod ihres Ex-Mannes 1922 gaben ihr den Rest. 1927 verkaufte sie ihr Inselparadies - was sie nur vorübergehend über die Runden brachte. Sie wurde zum Sozialfall und verbrachte ihre letzten Tage in Ascona und im Altersheim des Bergdorfs Intragna. Die Bauern dort oben dürften nicht auf sie gewartet haben. Aber sie war zählebig: Sie starb erst 1948.
(Quelle: ticinarte.ch)
Es ist Antoinette de St. Léger, geborene Antonietta Bayer, eine Dame aus dem russischen Hochadel. Ihre Biographie ist aufs Engste mit der Geschichte der Brissago-Inseln verknüpft. Dass sie ein Paradies der Wärme und der kraftvollen Farben sind, das verdanken sie auch ihr.
(Bild oben links von mir, Rest von Herrn T.)
Madame kam 1885 mit ihrem dritten Gatten, Baron Richard Fleming de St. Léger, in die Schweiz. Er hatte etwas, was sie bislang nicht gehabt hatte: Geld. Damit kauften die beiden die kleinen Inseln im Lago Maggiore. Der Spiegel schreibt 1949, die zwei idyllischen Fleckchen Erde seien einst der Liebesgöttin Venus geweiht gewesen. Im armen und stockkatholischen Tessin des 19. Jahrhunderts hatte aber niemand Zeit für Venus. Das Land gehörte einem Kloster. Es gab dort nur Mücken und Trümmerhaufen. Doch das adlige Paar sah Potenzial für die Verwirklichung eines Hobbys von Monsieur: der Botanik. Die Brissago-Inseln sind ein ideales Plätzchen für tropische Gewächse. Es gibt dort fast nie Frost. Fortan liessen sich die beiden Pflanzen aus aller Herren Länder heranschiffen.
Aber Madame interessierte sich nicht nur für Blumen. Sie betrieb auch hoch spekulative Geschäfte - und verlor viel Geld. Das war laut Wikipedia der Grund, weshalb der Baron zwölf Jahre später die Ehe mit ihr kappte und sich nach Neapel absetzte. Blogger Paul Doolan legt nahe, dass auch die unersättliche Begierde der Baronin nach erotischen Abenteuern zur Zerrüttung der Ehe beigetragen habe. Schade, dass er keine Quellen nennt.
Wie dem auch sei: Madame blieb auf den Inseln und wurde zur beliebten Gastgeberin der künstlerischen Avantgarde: Rainer Maria Rilke, Giovanni Segantini und James Joyce waren bei ihr zu Besuch. Letzterer kam 1919 und war laut Blogger Doolan not amused über Madame. Sie habe sieben Ehemänner zu Grabe getragen, ohne ihnen eine Träne nachzuweinen, soll er geschrieben haben.
Wahrscheinlich hätte er das alles anders gesehen, wenn die Baronin noch jünger gewesen wäre. Aber ihre besten Tage waren vorbei. Sie soll noch wunderschöne Puppen fabriziert haben - aber sie war halt schon 53 und fast pleite. Ihre Prozessierfreudigkeit und - wahrscheinlich - der Tod ihres Ex-Mannes 1922 gaben ihr den Rest. 1927 verkaufte sie ihr Inselparadies - was sie nur vorübergehend über die Runden brachte. Sie wurde zum Sozialfall und verbrachte ihre letzten Tage in Ascona und im Altersheim des Bergdorfs Intragna. Die Bauern dort oben dürften nicht auf sie gewartet haben. Aber sie war zählebig: Sie starb erst 1948.
diefrogg - 28. Aug, 13:31
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