Fernseh-Tipp
Mrs Bennet ist eine strohdumme und total überdrehte Frau. Klar, sie ist auch in einer ungemütlichen Situation, das begriff ich sogar als junge Studentin, wenigstens in der Theorie: Fünf Töchter muss sie unter die Haube bringen. Denn ihr Mann kann ihnen nichts vererben, weil sie Mädchen sind. Und wir schreiben hier ein Jahr so um 1800. Das heisst: Die Mädchen werden nie für sich selber aufkommen können - oder nur als unterbezahlte und belächelte Gouvernanten. Aber deshalb müsste sich die Frau doch nicht so hysterisch aufführen! Und sie müsste ihre Töchter nicht gleich an jeden dahergelaufenen Idioten verschachern wollen.
Einige Leserinnen werden bereits ein Aha-Erlebnis gehabt haben: Die Rede ist hier von Mrs. Bennet aus "Pride and Prejudice" - zu Deutsch Stolz und Vorurteil - dem Meisterwerk von Jane Austen. Arte zeigt jeweils donnerstags eine sechsteilige BBC-Verfilmung der Geschichte von 1995 (leider synchronisiert). Sie war für Anglophile jahrelang Kult*.
Ich habe sie etwa 2003 schon mal gesehen - zusammen mit meiner Freundin Helga, alle sechs Folgen einem regnerischen Sonntag vor ihrem DVD-Gerät. Es war grossartig. Wir assen Sushi und Konfekt und diskutierten über den Konflikt der klugen Elizabeth, der ältesten Bennet-Tochter. Und schwärmten für den im Film noch jugendlichen Colin Firth (Mr. Darcy).
Mutter Bennet behandelten wir unter ferner liefen. Sie war für uns nichts weiter als eine Karikatur. Aber ich muss gestehen: Diesmal bringe ich plötzlich Verständnis für sie auf. Sie hat Angst davor, dass ihre Kinder sozial absteigen - eine Angst, die man vielleicht erst ab einem gewissen Alter versteht. Ihr Mann lässt sie damit allein: Mr. Bennet begegnet seiner eigenen Ohnmacht mit Sarkasmus - und mit einem Mangel an Verlässlichkeit, der seine Frau zusätzlich auf die Palme treibt. Als junge Leserin liebte ich ihn für seinen Witz. Aber, glaubt mir, ich habe diesen Witz mittlerweile anderswo sehr gut kennen gelernt. Intelligentere Frauen als Mrs Bennet haben sich an einem Mr. Bennet die Zähne ausgebissen. Und ich ahne mit wachsender Lebenserfahrung, welche Ängste die Frau sonst noch umtreiben: dass sie selber im Alter nicht versorgt sein wird. Und dass da draussen ein kleiner, aber brandgefährlicher Franzose namens Napoleon die Welt unsicher macht.
Es ist eine Stärke dieser Verfilmung, dass sie Mrs. Bennet zwar ihre dämliche Geschwätzigkeit lässt - und ihre Sorgen doch verständlich macht. Eine von vielen Stärken.
* Wer die ersten beiden Folgen verpasst hat, kann sie am kommenden Mittwoch um 14.40 Uhr nachgucken.
Einige Leserinnen werden bereits ein Aha-Erlebnis gehabt haben: Die Rede ist hier von Mrs. Bennet aus "Pride and Prejudice" - zu Deutsch Stolz und Vorurteil - dem Meisterwerk von Jane Austen. Arte zeigt jeweils donnerstags eine sechsteilige BBC-Verfilmung der Geschichte von 1995 (leider synchronisiert). Sie war für Anglophile jahrelang Kult*.
Ich habe sie etwa 2003 schon mal gesehen - zusammen mit meiner Freundin Helga, alle sechs Folgen einem regnerischen Sonntag vor ihrem DVD-Gerät. Es war grossartig. Wir assen Sushi und Konfekt und diskutierten über den Konflikt der klugen Elizabeth, der ältesten Bennet-Tochter. Und schwärmten für den im Film noch jugendlichen Colin Firth (Mr. Darcy).
Mutter Bennet behandelten wir unter ferner liefen. Sie war für uns nichts weiter als eine Karikatur. Aber ich muss gestehen: Diesmal bringe ich plötzlich Verständnis für sie auf. Sie hat Angst davor, dass ihre Kinder sozial absteigen - eine Angst, die man vielleicht erst ab einem gewissen Alter versteht. Ihr Mann lässt sie damit allein: Mr. Bennet begegnet seiner eigenen Ohnmacht mit Sarkasmus - und mit einem Mangel an Verlässlichkeit, der seine Frau zusätzlich auf die Palme treibt. Als junge Leserin liebte ich ihn für seinen Witz. Aber, glaubt mir, ich habe diesen Witz mittlerweile anderswo sehr gut kennen gelernt. Intelligentere Frauen als Mrs Bennet haben sich an einem Mr. Bennet die Zähne ausgebissen. Und ich ahne mit wachsender Lebenserfahrung, welche Ängste die Frau sonst noch umtreiben: dass sie selber im Alter nicht versorgt sein wird. Und dass da draussen ein kleiner, aber brandgefährlicher Franzose namens Napoleon die Welt unsicher macht.
Es ist eine Stärke dieser Verfilmung, dass sie Mrs. Bennet zwar ihre dämliche Geschwätzigkeit lässt - und ihre Sorgen doch verständlich macht. Eine von vielen Stärken.
* Wer die ersten beiden Folgen verpasst hat, kann sie am kommenden Mittwoch um 14.40 Uhr nachgucken.
diefrogg - 12. Jun, 16:03
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