Überflüssige Sorge
Gestern fuhr ich mit dem Zug nach Zürich, um eine Bekannte zu treffen. Ich war in grosser Sorge, weil Zugslärm mir oft furchtbar wehtut in den Ohren. Meine Ohropax waren griffbereit. Doch meine Sorge erwies sich als vollkommen überflüssig: Im Zug sitzend konnte ich ihn auch in voller Fahrt gar nicht mehr hören - oder nur noch dann ein bisschen, wenn er über eine Weiche fuhr oder sich stark in die Kurve legte. Als ich das merkte, war ich sicher, dass ich einen schlechten Tag hatte.
Vor dem Treffen besuchte ich die englische Buchhandlung an der Bahnhofstrasse. Ein kleines Problem gabs an der Kasse. Ich wusste: Die Buchhändler hier sind absolut zweisprachig. Nun ist es so, dass ich früher ein akzentfreies Estuary English gesprochen habe - und zwar bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Am liebsten verwirrte ich damit Amerikaner bei der Frage über meine Herkunft. Aber gestern verunsicherte es mich schon masslos, nicht zu wissen, in welcher Sprache man mich ansprechen würde.
Der Mann an der Kasse sagte zuerst "Grüezi" und dann noch etwas. Ich verstand nicht. Da hielt er mich für englischsprachig und wollte die Sprache wechseln. Ich musste ihm sagen, dass ich nicht gut höre. Was dann kam, war eine angenehme Überraschung: Der junge Mann hob freundlich eine Tüte hoch als er mich fragte, ob ich eine brauche. Ich sah, was er meinte, ohne ihn verstehen zu müssen. Genau solche Kleinigkeiten meine ich, wenn ich schreibe: Ich will kein Mitleid. Aber bin froh, wenn ich verstanden werde.
Als ich den Buchladen verliess, begann plötzlich ein Tinnitus laut wie eine Kreissäge meinen Kopf zu halbieren. Ich kenne ihn mittlerweile. Er sagt mir, dass ich bald besser hören werde. Und in der Tat verlief das Treffen mit meiner Bekannten ganz angenehm. Auf dem Heimweg hörte ich sogar den Zug wieder. Jedenfalls am Anfang. Dann soff mein Ohr wieder ab.
Vor dem Treffen besuchte ich die englische Buchhandlung an der Bahnhofstrasse. Ein kleines Problem gabs an der Kasse. Ich wusste: Die Buchhändler hier sind absolut zweisprachig. Nun ist es so, dass ich früher ein akzentfreies Estuary English gesprochen habe - und zwar bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Am liebsten verwirrte ich damit Amerikaner bei der Frage über meine Herkunft. Aber gestern verunsicherte es mich schon masslos, nicht zu wissen, in welcher Sprache man mich ansprechen würde.
Der Mann an der Kasse sagte zuerst "Grüezi" und dann noch etwas. Ich verstand nicht. Da hielt er mich für englischsprachig und wollte die Sprache wechseln. Ich musste ihm sagen, dass ich nicht gut höre. Was dann kam, war eine angenehme Überraschung: Der junge Mann hob freundlich eine Tüte hoch als er mich fragte, ob ich eine brauche. Ich sah, was er meinte, ohne ihn verstehen zu müssen. Genau solche Kleinigkeiten meine ich, wenn ich schreibe: Ich will kein Mitleid. Aber bin froh, wenn ich verstanden werde.
Als ich den Buchladen verliess, begann plötzlich ein Tinnitus laut wie eine Kreissäge meinen Kopf zu halbieren. Ich kenne ihn mittlerweile. Er sagt mir, dass ich bald besser hören werde. Und in der Tat verlief das Treffen mit meiner Bekannten ganz angenehm. Auf dem Heimweg hörte ich sogar den Zug wieder. Jedenfalls am Anfang. Dann soff mein Ohr wieder ab.
diefrogg - 22. Apr, 09:39
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