Hier würde ich liegen
Wenn ich mir frei wünschen könnte, wo dereinst meine Überreste ruhen sollen, dann würde ich dieses Plätzchen wählen:
Das ist die Kirche St. Martin, etwa 20 Gehminuten nördlich von Sempach. Sie hatte ihre grosse Zeit im 13. Jahrhundert. Schon 100 Jahre später wurde sie von der Welt vergessen - nur alle 200 Jahre erinnerte man sich wieder an sie und baute ein bisschen an ihr herum. Heute ist die Kirche ein stiller Ort, kein Verkehr, rundum schmucke Bauernhäuser, die Gärten üppig und wie von Zauberhand gepflegt. Wer die Kirche betritt, geht mit offenem Mund auf Zeitreise: 700 Jahre alte Gestalten blicken von den Wänden herunter. Natürlich sind sie verblasst und nur noch bruchstückweise zu sehen - auch die Bilder jener drei stattlichen Männer, die - voll im Saft - draussen im Kirchhof drei Toten begegneten - sich selbst.
Hier spürt man den Hauch der Ewigkeit und bekommt Sehnsucht nach ihr.
Als ich auf meiner Wanderung nach Norden wieder einmal nach St. Martin kam, merkte ich allerdings, dass der Ort so weltvergessen denn doch nicht ist. Nur wenige Meter von der Kirche hat der organisierte Tourismus Marken gesetzt: Hier kreuzen sich drei nationale Velorouten, darunter die Herzroute. An manchen Tagen muss es hier von gut gelaunten Radlern in schwarzen Höschen wimmeln.
Und überhaupt: Die hier begrabenen Sempacher würden mich wohl als fremden Fötzel* betrachten und gar nicht wollen, dachte ich. Ich werde meine Überreste dereinst dem städtischen Krematorium übergeben - und meine Asche wird unter Städtern ruhen.
Ich kehrte zu den Lebenden zurück wandte meinen Schritt weiter nach Norden und erreichte wenig später Eich. Dort endete meine - diesmal kurze - Wanderung.
* Ein despektierliche schweizerdeutscher Ausdruck für Fremde. Wir Städter glauben, dass er vor allem in der Innerschweiz auf dem Land gebräuchlich ist.
Das ist die Kirche St. Martin, etwa 20 Gehminuten nördlich von Sempach. Sie hatte ihre grosse Zeit im 13. Jahrhundert. Schon 100 Jahre später wurde sie von der Welt vergessen - nur alle 200 Jahre erinnerte man sich wieder an sie und baute ein bisschen an ihr herum. Heute ist die Kirche ein stiller Ort, kein Verkehr, rundum schmucke Bauernhäuser, die Gärten üppig und wie von Zauberhand gepflegt. Wer die Kirche betritt, geht mit offenem Mund auf Zeitreise: 700 Jahre alte Gestalten blicken von den Wänden herunter. Natürlich sind sie verblasst und nur noch bruchstückweise zu sehen - auch die Bilder jener drei stattlichen Männer, die - voll im Saft - draussen im Kirchhof drei Toten begegneten - sich selbst.
Hier spürt man den Hauch der Ewigkeit und bekommt Sehnsucht nach ihr.
Als ich auf meiner Wanderung nach Norden wieder einmal nach St. Martin kam, merkte ich allerdings, dass der Ort so weltvergessen denn doch nicht ist. Nur wenige Meter von der Kirche hat der organisierte Tourismus Marken gesetzt: Hier kreuzen sich drei nationale Velorouten, darunter die Herzroute. An manchen Tagen muss es hier von gut gelaunten Radlern in schwarzen Höschen wimmeln.
Und überhaupt: Die hier begrabenen Sempacher würden mich wohl als fremden Fötzel* betrachten und gar nicht wollen, dachte ich. Ich werde meine Überreste dereinst dem städtischen Krematorium übergeben - und meine Asche wird unter Städtern ruhen.
Ich kehrte zu den Lebenden zurück wandte meinen Schritt weiter nach Norden und erreichte wenig später Eich. Dort endete meine - diesmal kurze - Wanderung.
* Ein despektierliche schweizerdeutscher Ausdruck für Fremde. Wir Städter glauben, dass er vor allem in der Innerschweiz auf dem Land gebräuchlich ist.
diefrogg - 3. Apr, 21:13
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