Kiffen am Waldrand
Ich bin ja ein grosser Fan der Madeleine-Episode in Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". Ich finde es faszinierend, von einem Geruch, einem Bild oder einem Stück Musik in eine andere Zeit versetzt zu werden - und plötzlich Dinge wieder zu wissen, die ich vor 20 oder 30 Jahren vergessen habe. Solche Madeleine-Momente sind auch eine wichtige Inspirationsquelle für diesen Blog.
Aber neulich wurde es mir doch fast zu viel des Guten. Ich war auf einem Spaziergang und kam aus einem Wäldchen. Da erlitt ich plötzlich einen jähen Erinnerungs-Schock. Vor mir sah ich ein einen Obstgarten und in der Ferne einen Bauernhof mit Siloturm.
Hier, wusste ich plötzlich, hier habe ich zum ersten Mal gekifft.
Andere Leute brechen über solche Erinnerungen in Gelächter aus. Nicht Frau Frogg. Diese Erinnerung ist nicht eine, die ich gerne besuche. Doch an jenem Nachmittag besuchte sie mich mit ihrer ganzen bitteren Süsse.
Wir waren von der anderen Seite zum Waldrand gekommen. Der Landfreak war aus dem Vorortszug gestiegen und hatte mich über die Wiesen geführt. Es war ein schier unerträglich schöner Frühlingstag. An den Kirschbäumen schäumten die Blüten. Der Landfreak hatte goldene Locken und sehe heute noch das Lederbändchen über seinem Brustbein. Er war so nah und doch nie erreichbar. Ich war verliebt. Ich war 17. Heute ist mir schleierhaft, weshalb ich überhaupt kiffen wollte. Ich war so schon berauscht genug.
Am Waldrand hielten wir an und er drehte einen Joint. Ich habe nie gewusst, weshalb er diesen Platz wählte.
Wir sprachen ja nicht viel. Die Geschichte vom Landfreak und mir ist jene einer aussererordentlich heftig verunglückten Liebesgeschichte in meiner an Liebesgeschichten, weiss Gott, nicht armen Jugend.
Wir trennten uns später im Streit. Er wurde Banker und machte eine steile Karriere. Manchmal sah ich ihn in der Stadt. Wir plauderten freundlich. Aber da war immer dieses Aroma von Missgunst. Vor ein paar Jahren habe ich gesehen, wie er am Fernsehen eine Tragödie schilderte, die eines seiner Kinder getroffen hatte. Hätte er gewusst, dass ich ihn gesehen habe - er hätte es als ultimative Demütigung verstanden.
Ich blickte übers Land und der Schmerz hallte nach. Was hätte ich als 17-Jährige getan, wenn ich gewusst hätte, wie heftig mich das alles noch mit 45 treffen würde?
Wahrscheinlich hätte ich trotzdem mit dem Landfreak gekifft. Ich hätte wissen wollen, was es mit mir machte.
Nun ja, nicht viel. Ich bekam danach nur eine vaterländische Migräne.
Ein andermal werde ich erzählen, wie mir das Kiffen später bekam und weshalb ich einer Legalisierung von Cannabis trotzdem jederzeit zustimmen würde. Ich verspreche, dass ich mich sehr viel kürzer fassen werde als Marcel Proust.
Aber neulich wurde es mir doch fast zu viel des Guten. Ich war auf einem Spaziergang und kam aus einem Wäldchen. Da erlitt ich plötzlich einen jähen Erinnerungs-Schock. Vor mir sah ich ein einen Obstgarten und in der Ferne einen Bauernhof mit Siloturm.
Hier, wusste ich plötzlich, hier habe ich zum ersten Mal gekifft.
Andere Leute brechen über solche Erinnerungen in Gelächter aus. Nicht Frau Frogg. Diese Erinnerung ist nicht eine, die ich gerne besuche. Doch an jenem Nachmittag besuchte sie mich mit ihrer ganzen bitteren Süsse.
Wir waren von der anderen Seite zum Waldrand gekommen. Der Landfreak war aus dem Vorortszug gestiegen und hatte mich über die Wiesen geführt. Es war ein schier unerträglich schöner Frühlingstag. An den Kirschbäumen schäumten die Blüten. Der Landfreak hatte goldene Locken und sehe heute noch das Lederbändchen über seinem Brustbein. Er war so nah und doch nie erreichbar. Ich war verliebt. Ich war 17. Heute ist mir schleierhaft, weshalb ich überhaupt kiffen wollte. Ich war so schon berauscht genug.
Am Waldrand hielten wir an und er drehte einen Joint. Ich habe nie gewusst, weshalb er diesen Platz wählte.
Wir sprachen ja nicht viel. Die Geschichte vom Landfreak und mir ist jene einer aussererordentlich heftig verunglückten Liebesgeschichte in meiner an Liebesgeschichten, weiss Gott, nicht armen Jugend.
Wir trennten uns später im Streit. Er wurde Banker und machte eine steile Karriere. Manchmal sah ich ihn in der Stadt. Wir plauderten freundlich. Aber da war immer dieses Aroma von Missgunst. Vor ein paar Jahren habe ich gesehen, wie er am Fernsehen eine Tragödie schilderte, die eines seiner Kinder getroffen hatte. Hätte er gewusst, dass ich ihn gesehen habe - er hätte es als ultimative Demütigung verstanden.
Ich blickte übers Land und der Schmerz hallte nach. Was hätte ich als 17-Jährige getan, wenn ich gewusst hätte, wie heftig mich das alles noch mit 45 treffen würde?
Wahrscheinlich hätte ich trotzdem mit dem Landfreak gekifft. Ich hätte wissen wollen, was es mit mir machte.
Nun ja, nicht viel. Ich bekam danach nur eine vaterländische Migräne.
Ein andermal werde ich erzählen, wie mir das Kiffen später bekam und weshalb ich einer Legalisierung von Cannabis trotzdem jederzeit zustimmen würde. Ich verspreche, dass ich mich sehr viel kürzer fassen werde als Marcel Proust.
diefrogg - 12. Feb, 16:29
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