Gespräch über das Hören
Heute Morgen waren die Ränder meines Gehörs irgendwie filzig, irgendwie ausgefranst. Manche Töne klangen, als fielen sie in meinem Ohr auf ein hartes Brett. Und es dröhnte, das gute Ohr. Es dröhnte. Unangenehm. Aber nicht schlimm genug für den Ohrenarzt.
Frau F. zu Herrn T.: Da ist dieser komische, elektrische Ton. Ich weiss nicht, ob da unten die Waschmaschine läuft, oder ob das ein Tinnitus ist.
Herr T.: Du hörst die Waschmaschine?! Hey, Frau Frogg. Die Waschmaschine ist im Keller! Wir wohnen im vierten Stock! Also, die Waschmaschine habe ich hier oben noch nie gehört!"
Frau F.: Ich schon. Wenn es mir gut geht, dann kann ich sie hören. Jedenfalls dann, wenn sie gerade schleudert!"
Herr T.: Siehst Du?! Ich sage Dir ja ständig, dass Du eigentlich besser hörst als ich!
Frau F.: Du hörst nicht weniger gut als ich. Du hörst nur weniger gut hin!
Was ich Herrn T. nicht sagte: Als gut hörte, hörte ich die Waschmaschine auch nicht. Aber als ich gelegentlich schlechter hörte, begann ich die Räume meines Gehörs auszuloten. Ich hörte keine Musik mehr. Vor allem dann nicht, wenn es mir gutging. Die Stille bot mir genügend Musik. Ich folgte ihren Geräuschen. Vor allem den tiefen Tönen. Ich gierte nach ihnen, ich kostete sie, liebkoste sie mit meinem guten Ohr. Ich begann, das feuchte Gehuste alter Lastwagen zu mögen. Sie sind saftig, sie sind die Bassriffs unseres Alltags. Ich erkannte das Surren jedes einzelnen Kühlschranks in unserem lokalen Cööpli. Sie sind meine Heimat. Und wenn wenn ein Helikopter das nahe Spital anflog, erlauschte ich ihn schon an fernen Himmeln als Fernweh und Drohung.
Herr T.: Bringt es Dir irgendetwas, wenn Du die Waschmaschine da unten hörst?
Frau F.: Nicht im praktischen Sinne. Aber es macht mich stolz und glücklich.
Was Herr T. nicht weiss: Gesunde Menschen sind glücklich, über das, was sie einfach so können. Sie sind stolz, dass sie scharfe Augen haben. Dass sie hören können. Dass sie über einen Zaun springen und Konsonanten präzise über ihre Lippen rollen lassen können. Aber das alles weiss man erst, wenn man nicht mehr gesund ist.
Frau F. zu Herrn T.: Da ist dieser komische, elektrische Ton. Ich weiss nicht, ob da unten die Waschmaschine läuft, oder ob das ein Tinnitus ist.
Herr T.: Du hörst die Waschmaschine?! Hey, Frau Frogg. Die Waschmaschine ist im Keller! Wir wohnen im vierten Stock! Also, die Waschmaschine habe ich hier oben noch nie gehört!"
Frau F.: Ich schon. Wenn es mir gut geht, dann kann ich sie hören. Jedenfalls dann, wenn sie gerade schleudert!"
Herr T.: Siehst Du?! Ich sage Dir ja ständig, dass Du eigentlich besser hörst als ich!
Frau F.: Du hörst nicht weniger gut als ich. Du hörst nur weniger gut hin!
Was ich Herrn T. nicht sagte: Als gut hörte, hörte ich die Waschmaschine auch nicht. Aber als ich gelegentlich schlechter hörte, begann ich die Räume meines Gehörs auszuloten. Ich hörte keine Musik mehr. Vor allem dann nicht, wenn es mir gutging. Die Stille bot mir genügend Musik. Ich folgte ihren Geräuschen. Vor allem den tiefen Tönen. Ich gierte nach ihnen, ich kostete sie, liebkoste sie mit meinem guten Ohr. Ich begann, das feuchte Gehuste alter Lastwagen zu mögen. Sie sind saftig, sie sind die Bassriffs unseres Alltags. Ich erkannte das Surren jedes einzelnen Kühlschranks in unserem lokalen Cööpli. Sie sind meine Heimat. Und wenn wenn ein Helikopter das nahe Spital anflog, erlauschte ich ihn schon an fernen Himmeln als Fernweh und Drohung.
Herr T.: Bringt es Dir irgendetwas, wenn Du die Waschmaschine da unten hörst?
Frau F.: Nicht im praktischen Sinne. Aber es macht mich stolz und glücklich.
Was Herr T. nicht weiss: Gesunde Menschen sind glücklich, über das, was sie einfach so können. Sie sind stolz, dass sie scharfe Augen haben. Dass sie hören können. Dass sie über einen Zaun springen und Konsonanten präzise über ihre Lippen rollen lassen können. Aber das alles weiss man erst, wenn man nicht mehr gesund ist.
diefrogg - 7. Okt, 18:45
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