30
Jul
2013

Drei stramme Deutsche



Das hier ist der Lilienstein - fotografiert von der Festung Königstein. Ein formschöner Berg, 415 Meter über Meer, weithin sichtbar. Wir bestiegen ihn am 17. Juni, und ich erklärte ihn umgehend zu meinem Lieblingsberg in der sächsischen Schweiz. Auch, weil wir dort ein spannendes Aufstiegs-Duell gegen drei stramme Deutsche ausfochten.

Doch der Reihe nach.

Es war ein heisser Tag, 35 Grad, nicht übertrieben. Träge hingen wir in der Fähre, die uns von Königstein übersetzte. Uns gegenüber sassen unsere drei namenlosen Wanderkollegen. Sie bereiteten sich händereibend auf den Aufstieg vor. Kaum hatte uns die Fähre abgesetzt, schritten sie kräftig aus. "Wir sind der Wander-Express!" sagten sie.

Wir folgten viiiiel langsamer. Wir sind Schweizer. Wir besteigen Berge nach einem bewährten Motto aus dem Süden: "chi va piano va sano e va lontano." Wer langsam geht, geht sicher und weit.

Nun tun beim Wandern ja immer alle so, als bemerkten sie nicht, wie schnell die anderen sind. Und es mag zutiefst unkompetitive Menschen geben, denen solche Dinge tatsächlich egal sind. Aber bei den meisten ist das reines Theater. Natürlich taxieren sie verstohlen die Leistungsfähigkeit der anderen. Vor allem dann, wenn diese schon mit einer Kampfansage ins Rennen steigen.

Herr T. war sich sicher: "Bei dem Tempo und der Hitze kommen die nicht weit!" Wir würden sie bald einholen. Ich hegte Zweifel. Ich hatte an den Schrammsteinen festgestellt, dass es mit meiner Kondition nicht zum besten stand.

Aber schon bei der ersten Haarnadelkurve legten unsere drei Kollegen einen ersten Trinkhalt ein. Langsam trotteten wir an ihnen vorbei.

Wenig später preschten sie erneut nach vorne.

Doch kurz vor der Ebenheit mussten sie wieder pausieren.

Die Ebenheit verdient hier eine besondere Erwähnung. Sie ist das weite, flache Land links auf halber Höhe des Berges. Heute wogen hier in sommerlicher Süsse die Kornfelder. Aber der Ort hat eine bewegte Geschichte. Der Kulturflaneur hat davon erzählt.

Wir schritten durch die Kornfelder, machten einen Fotostop und stellten beim Zurückblicken fest: Unsere deutschen Freunde hatten wir abgehängt.

Und ich hatte meine Kondition wieder! Heureka!

Wir waren zehn Minuten vor ihnen auf dem Berg. Beim Aussichtspunkt begrüssten wir einander mit sportlichem Grinsen. Verschwitzt waren wir alle.
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Journal einer Kussbereiten

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